REPORT AUS STEREO 11/1983
S TE R E O
REPORT
Lautsprecherspezialist Bose mischt Neues mit Bewährtem
Raum forschung
Dr. Amar G. Bose— seine Vorfahren stammen
aus dem fernen Indien — ist eine der bekann-
testen
und
profiliertesten
Persönlichkeiten
der amerikanischen Lautsprecherszene. Seit
1968, als er mit seiner ersten serienreifen Box,
der 901, auf den Markt kam, ist sein „Direct/
Reflecting System“ ein Begriff in der Fach-
welt. Die Präsentation der nunmehr fünften
Version seines Dauerbrenners im Werk von
Boston nahm STEREO zum Anlaß, einen Blick
hinter die Kulissen zu werfen
B
evor Dr. Bose mit sei-
nem ersten Lautspre-
cher
auf
den
Markt
kam, hatte er schon zwölf Jahre
Forschungs-
und
Entwick-
lungstätigkeit hinter sich. Ais
Professor
des
namhaften
„Massachusetts
Institut
of
Technology" (MIT) hatte er sich
jahrelang wissenschaftlich mit
Problemen
der
Akustik
und
Psychoakustik beschäftigt und
1964 die Bose Corporation ge-
gründet, die sich zunächst auf
die Herstellung von elektroni-
schen Geräten für den militäri-
schen Bereich verlegte.
Als dann die HiFMautspre-
cher und mit ihnen die wirt-
schaftlichen
Erfolge
kamen,
faßte der Spezialist in Framing-
ham bei Boston auch auf dem
Profisektor Fuß. Eine Spezial-
version des 901 -Lautsprechers
ist seither bei vielen Live-Musi-
kern ein gefragter Bestseller.
Jüngstes
Standbein
der
1400-Mann-Firma ist die Pro-
duktion von speziellen Auto-
HiFi-Systemen für verschiede-
ne Modelle der Detroiter GM-
Palette. Zusammen mit dem
Automobilgiganten
GM
und
dem Elektronikriesen Delco hat
Bose ein Lautsprecherprojekt
ins Rollen gebracht, das nicht
nur in den Staaten große Be-
achtung findet.
Und natürlich lassen sich ne-
ben den GM-Fahrzeugen auch
andere Marken mit dem Bose-
System 1401 verfeinern. Am
besten tönt es allerdings in Au-
tos, bei denen die Direct/Re-
flecting-Verfechter
aus
Fra-
mingham
selbst
konstruktiv
Einfluß nehmen konnten.
Eigenwillige
Philosophie
Ein Markenzeichen ist den
jüngst in Boston neu vorgestel-
len
Bose-Lautsprechern
je-
doch
traditionsgemäß
ge-
meinsam:
das
Direct/Reflec-
ting-System. Dieser Begriff ge-
hört ebenso zum Bose-Image
wie die Verwendung von Breit-
bandlautsprechern, die in Auto
und Wohnzimmer über einen
Equalizer angesteuert werden.
Er gehört zum festen Lieferum-
fang und ist auf die Boxen spe-
ziell abgestimmt. Eine aktive
Weiche ist zur Ansteuerung ei-
ner solchen Treiberkonfigura-
tion
unerläßlich.
Die
Bo>
kommt ohne Frequenzweiche
aus, da alle Wandler parallelge-
schaltet sind und das gesamte
Frequenzspektrum abstrahlen.
Es gibt laut Dr. Bose eine
Reihe guter Gründe, auf eine
passive
Frequenzweiche
zu
verzichten und breitbandig zu
„fahren", hat man es doch im
Übergangsbereich bei
Mehr-
weganordnungen
mit
Fre-
quenzgangeinbrüchen,
Pha-
sendrehungen und komplexen
Lasten zu tun, die durch die
Spulen und Kondensatoren der
Weiche hervorgerufen werden.
Entgegen steht einer Ein-
wegauslegung
normalenweise
das Membrangewicht und die
Fläche, die für Baß- und Hö
henabstrahlung völlig verschie
den bemessen sein sollten.
Grundsätzlich ist zu fordern,
daß der Membrandurchmesser
in der Nähe der kleinsten abge
strahlten
Wellenlänge
liegen
sollte. Daher gilt die Regel: gro
ße Membranen für tiefe, kleine
für hohe Frequenzen.
Zudem spielt die Masse na
türlich eine gewichtige Rolle
44 STEREO
Amar G. Bose, Gründer und Chef des amerikanischen Lautsprecherherstellers, lehrt
als Professor am Massachusetts Insltut of Technology. Oben der Firmenhauptsitz der Bose
Corporation ln Framingham
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30 JAHRE STEREO
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